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Trinkwasser ist ein hohes Gut. Foto: Getty Images

Umstrittenes Fracking: Wasserqualität hat Vorrang

Tief unter der Erdoberfläche von Teilen des Ruhrgebietes lagern im Schieferstein sogenannte unkonventionelle Erdgasvorräte. Diese wollen internationale Energiekonzerne erschließen, was jedoch nur durch das „Hydraulic Fracturing“ möglich ist – ein höchst umstrittenes Verfahren mit wenig erforschten Umweltrisiken. Angesichts solcher Planungen auch im Essener Süden erinnert die Stadtwerke Essen AG: Der Schutz des Trinkwassers hat oberste Priorität. Das sieht nun auch die Landesregierung so. In NRW wird es bis auf Weiteres keine Genehmigung für Erkundung und Gewinnung unkonventioneller Erdgas-Lagerstätten unter Einsatz von schädlichen Substanzen (Fracking) geben.

Schwer zugängliche Erdgasvorkommen werden für Energiekonzerne zusehends interessanter. In den USA beträgt der Anteil des Schiefergases an der gesamten Fördermenge bereits über 40 Prozent. Und in Europa vermuten Wissenschaftler ebenfalls enorme Reserven, die jedoch oft innerhalb oder in der Nähe von dicht besiedelten Gebieten liegen. In Nordrhein-Westfalen haben Erdgasunternehmen bereits Genehmigungen für Probebohrungen beantragt. Unter anderem soll im Ruhrgebiet nach Schiefergas gesucht werden. In Niedersachsen wurde vereinzelt bereits „gefrackt“. Aktuelle Gutachten weisen jedoch auf die hohen ökologischen Risiken des Verfahrens hin. Die Experten empfehlen deshalb strenge Auflagen und ein schrittweises Vorgehen. In Wasserschutzgebieten sollte Fracking verboten werden.

Die unkonventionellen Gasvorkommen lassen sich nur mit dem risikobehafteten „Hydraulic Fracturing“ erschließen. Bei dieser auch Fracking genannten geologischen Tiefbohrtechnik werden große Mengen einer Chemikalie namens Fracfluid in tiefliegende Erdkrustenschichten gepresst. Die Methode macht das Gestein durchlässig für Erdgas.

Gefahr einer Umweltbelastung
Einige chemische Zusätze der Fracfluids gelten als krebserregend, giftig oder anderweitig gesundheitsschädigend. Die Gefahr einer Umweltbelastung ist groß, insbesondere für das Grundwasser in den Abbaugebieten und in der Folge natürlich für das Trinkwasser. Ein weiterer Risikofaktor beim Fracking ist der Bohrschlamm. Dieser kann toxische und radioaktive Mineralien enthalten. Auch wurde zum Beispiel in den USA beobachtet, wie gleichzeitig entwichenes Methan das Grundwasser verunreinigt. In Verbindung mit Luft können dabei hochexplosive Gasmischungen entstehen, wie sie bei Schlagwetterexplosionen im Kohlenbergbau bekannt sind.

Auch wenn die Stadtwerke Essen AG eine heimische Gasförderung prinzipiell begrüßt und Erdgas als wichtigen Beitrag ansieht, um die CO2-Einsparziele der Bundesregierung zu erreichen, so stellt Dietmar Bückemeyer, technischer Vorstand der Stadtwerke Essen AG, klar: „Durch die Schiefergasförderung darf auf keinen Fall die Qualität des Grund- beziehungsweise Trinkwassers in unserer Region beeinträchtigt werden. In der Nähe von Trinkwasserreservoirs müssen die Verfahren verboten werden. Die angewendeten Verfahren müssen ökologisch unbedenklich sein. Solange diese Voraussetzung nicht erfüllt ist, dürfen die zuständigen Behörden eine Fracking-Förderung nicht genehmigen.“

Landesregierung unterstützt Position der Stadtwerke Essen
Diese Ansicht teilt nun die Landesregierung. Sie entschied im September auf Basis der Fracking-Risikostudie, dass in Nordrhein-Westfalen bis auf Weiteres weder unkonventionelle Lagerstätten erkundet noch für die Erdgasförderung erschlossen werden dürfen. Flankiert wird die Entscheidung durch ein Gutachten des Bundesumweltministeriums, das zuletzt fehlende Transparenz und mögliche Gefahren für die Umwelt und das Trinkwasser aufzeigte.